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Vers- und Kader, 27. Mai 2013: VÄTERABSCHIEDUNG, von Simone Regina Adams

Mo., 27.5. 20.00 Uhr Eintritt 15,- erm. 10,- Euro
Freie Platzwahl!Vers- und Kaderschmiede– AK »Bücherverbrennung – nie wieder!«:

„VÄTERVERABSCHIEDUNG“ 

(von Simone Regina Adams) 
Mit: GILLA CREMER, ANNETTE UHLEN, 
HENNING VENSKE, MICHAEL WEBER 

Sie will wissen, wer ihr leiblicher Vater ist. Der, den sie als Kind dafür gehalten hat, der Ehemann ihrer Mutter – oder der, mit dem die Mutter jahrelang ein leidenschaftliches Verhältnis hatte, das auch eines voller Demütigungen war.
Damals: »Pa trinkt, weil Mutter ihn betrügt. Mutter betrügt ihn, weil er trinkt. Der andere, der Arzt, ist älter, gebildeter, wortgewandt. Mutter arbeitet für ihn. Oft nimmt sie mich mit in seine Praxis. Dort redet sie sich ein, dass ein Kind nichts mitbekommt. Natürlich sehe ich, was die beiden tun. Natürlich weiß ich, dass ich darüber nicht sprechen darf.
Er wurde Arzt, als kein jüdischer Arzt mehr praktizieren durfte. Er lernte sein Handwerk, als Menschen zu Material für medizinische Experimente werden. Erst zwanzig Jahre später lernt er meine Mutter kennen.
Er nennt es »untersuchen«. Er schaut mich an, als hätte er mich sehr gern, als täte es ihm leid, mich so furchtbar bestrafen zu müssen … Das Mitleid in seinen Augen verschwindet, jetzt beobachtet er mich wie eine Fliege, der man mit einer Pinzette ein Bein nach dem anderen rausreißt … Ich sehe mich selbst dort liegen, sehe meinen Körper, den Unterleib, über den er sich beugt.«
SIMONE REGINA ADAMS, für ihren Roman »Die Halbruhigen« 2011 mit dem Werner-Bräunig-Preis ausgezeichnet, arbeitete von 1995 bis 2010 als Psychotherapeutin in Freiburg. Sie hat ihre Collage aus Erfahrungsberichten von Frauen zu Missbrauch, über Kinder von NS-Tätern und -Mitläufern für diesen Abend zur szenischen Lesung transformiert.

»Schärfstens empfohlen« wird die szenische Lesung von: AStA der Universität Hamburg und dem Frauenreferat des AStA, Auschwitz Komitee, AVANTI, Freie Arbeiterinnen und Arbeiter-Union, Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, Hamburger Frauenratschlag, Kritikmaximierung, Libertäres Zentrum Schwarze Katze, Rote Flora, VVN-Bund der Antifaschisten, AK Vergegenwärtigung und Erinnerung.