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Maritimer Protest gegen das Tamm-Museum in Hamburg

Die Hamburger Bürgerschaft hat dem ehemaligen Springervorstandschef Peter Tamm den Kai-Speicher B mit seinen 10 Stockwerken für 99 Jahre mietfrei in der Hamburger Hafencity überlassen. Weiter bekam Tamm 30 Millionen EUR von der Hansestadt, um den Kai-Speicher B als Museum umzubauen. In diesem Museum wird das Sammelsurium von Exponaten ausgestellt, welches der Stifter in über 70 Jahren seines Lebens angesammelt hat. Bisher wurde dieses Sammelsurium in der Villa des Stifters an der Elbchaussee aufbewahrt. Damit war diese für eine private Nutzung blockiert. Passend zum Transport der Sammlung in den Kai-Speicher B hat der Stifter seine Villa zu Geld gemacht und sie verkauft. Man könnte sich boshaft fragen, ob dieses ganze Museum nicht einfach den Zweck hatte, dem Stifter zu ermöglichen, seine Villa zu Geld zu machen. Denn vollgestellt war das Ding unverkaufbar.

Kein Museum in Hamburg existiert mietfrei.

Auf ein inhaltliches Mitspracherecht bei der Bewertung der Sammlung, bei ihrer wissenschaftlichen Bewertung oder öffentlichen Ausstellung hat der Senat verzichtet. Der Kaispeicher B und die 30 Millionen wurden übertragen, obwohl die Sammlung noch nicht einmal inventarisiert war.

 

Nicht einmal der Sammler weiß scheinbar, wieviele Exponate er besitzt. So variiert die Mengenanzahl der vorhandenen Schiffsmodelle zwischen 24 und 36 Tausend. Die Masse dieser Schiffe wird im wesentlichen von Miniaturschiffen in Plastik gestellt, die zu tausenden neben und übereinander in Glasvitrinen ausgestellt werden. Es gibt dazu keine Beschreibung, keinen Vergleich, keine wissenschaftliche oder gesellschaftspolitische Einordnung - es gibt alleine die Masse dieser Spielzeugschiffe, die auch wie Spielzeugschiffe aussehen. Ihr einzige Sinn scheint in ihrer Anordnung zu liegen. Dies ist der Sinn von Reih und Glied.

 

Diese Anordnung erfüllt das fetischistische Bedürfnis jedes Ordnungsfanatikers, der in diesem Museum auf seine Kosten kommt. Ob sich deswegen das Museum alleine lohnt, mag dahingestellt sein. Man hätte dieses Bedürfnis mit einem Knopfmuseum mit 30 Tausend Knöpfen beispielsweise auf kleinerem Raum ebenso gut befriedigen können.

 

Mit Ausnahme der Springer-Presse ist das Tamm-Museum fachlich von vielen Berufenen hinreichend kritisiert worden. Es versammelt Marine-Kitsch, Militaria-Müll, eine groteske Museumspädagogik (Beispiel: mehrere Stelen mit Buchattrappen, die inhaltlich einen Bezug zum Meer haben sollen, eingetaucht in dunkelblaues Licht) und ein oft nur noch lächerliches Geschichtsbild. So wird, als Beispiel von vielen, der Sklavenhandel mit dem Hinweis auf notwendige Arbeitskräfte in den USA erklärt. Dieser Arbeitskräftebedarf ergab sich laut Museum daraus, dass es bei der indianischen Bevölkerung in Nordamerika eine hohe Sterblichkeit gab. Worin diese bestand, woher diese kam, wird nicht einmal angedeutet.

 

Von Ausbeutung oder vom rassistischen Dünkel wird hier nichts erklärt, obwohl der rassistische Dünkel in Deutschland zum Holocaust geführt hat. Der Stifter ist hier von Haus aus erkenntnisblind. Aufgabe des Museums ist offenkundig nicht, den Besuchern zu mehr Wissen oder Erkenntnissen zu verhelfen. Statt dessen zielt das Museum mit Menge und glitzernder Präsentation auf begriffslose Bewunderung. So hat die Chefetage der Gesellschaft gerne die Masse.

Das Museum ist eine Zumutung.

 

siehe auch: 
http://news.web-hh.de/tamm.php

http://www.art-magazin.de/szene/8330/maritimes_museum_hamburg_hamburg

alle Fotos auf dieser Seite: ©Marks-Photo, Hamburg
http://www.marks-photo.de/