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"Inferno", von Peter Weiss

Peter Weiss – Inferno 7. Juni 2004
Lesung mit Rolf Becker, Lisa Politt, Matthias Scheuring, Michael Weber, Sylvia Wempner

1964 verfasste Peter Weiss, unmittelbar vor der „Ermittlung“, ein Stück über die deutschen Verhältnisse: Inferno. Darin kehrt der Dichter „Dante“ in ein Land der Täter zurück, die auch ihn der Verbrennung zugedacht haben. Dante hat die geliebte Bea zurück gelassen und ist von Schuldgefühlen geplagt. Zynisch versucht die Tätergesellschaft des „Inferno“, ihn zur kompletten Verdrängung zu bewegen, um dadurch sich selbst zu legitimieren. Dante verweigert aber, sich zu integrieren und wird erneut mit Vernichtung bedroht. Ausgesondert und gedemütigt lässt ihn das ‚Inferno’ schließlich überleben ….

Diese bittere Auseinandersetzung mit der Bundesrepublik entwarf Peter Weiss nach einem ersten Höhepunkt des Erfolgs, einer Deutschlandreise zur gefeierten Premiere seines Marat-Sade-Stücks. Ihr sind Momente der eigenen Biographie eingeschrieben – Weiss wurde von den Nationalsozialisten zum ‚Halbjuden’ definiert und mit seiner Familie ins Exil gezwungen, in dem er zeitlebens verblieb. „Inferno“ war als Teil einer Neukonzeption von Dantes „Divina Commedia“ gedacht. Da bei Weiss die göttliche Instanz fehlt, wird aus der Hölle das Land der unbestraften, weiterhin mächtigen Täter.

Die Vers- und Kaderschmiede bereitet die Lesung wichtiger Teile des Stücks vor, das Suhrkamp im Herbst 2003 veröffentlichte und das noch auf seine Uraufführung wartet.