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Jean Amèry:: "Lefeu oder der Abbruch"

JEAN AMÉRY: „Lefeu  oder der Abbruch“
mit: Gustav Peter Wöhler und Helmut Zhuber

Jean Améry: Junger Schriftsteller in Wien, Flucht vor den Nazis, Aktivist des Widerstands in Belgien, verhaftet, gefoltert, Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt. Nach 1945 mühsam als Journalist sich ernährend, Sartre – Bewunderer, Durchbruch mit der Essay – Sammlung „Jenseits von Schuld und Sühne“ (1966), öffentliche Anerkennung, zahlreiche Auszeichnungen (die ihm stets unheimlich blieben), respektiert als „glänzender Stilist“, anerkannt als scharfsinniger Links – Intellektueller. Vielleicht auch nur geduldet, weil man den Juden ja ... schon wegen des Auslands.
Dieser Améry jedenfalls nimmt sich 1974, im Alter von 62 Jahren, noch einen großen, neuen Anlauf vor. Er probe, schreibt er einem Freund, „zum ersten Mal nach vielen, so vielen Jahren wieder etwas wie Dichtung“. Sein Essay – Roman „Lefeu oder der Abbruch“, wird schließlich zu einer Bilanz der eigenen Existenz , des eigenen Denkens.

„Der Autor, geübt im Verzicht auf alles, was die 'Geradlinigkeit der Argumentation gefährden könnte', erlebt im Schreibprozess eine Überraschung. Die Erzählsprache sprengt sich aus ihrem Vernunftkorsett, verselbstständigt sich. Als Romancier wagt er, was nicht geplant war, in „halluzinatorische Gebilde abzuheben und die differenzierteste Klangarten von Tragik bis Komik, von Pathos und Ironie bis zur Groteske anzustimmen.“ Einige ihn schroff angreifende, einige ihn mitleidig belächelnde Kritiken ließen ihn bitter feststellen: Vom Romancier wolle man nichts wissen, man lasse ihn eben nur als „Parade – Opfer und Leidensjuden  des Judenleidens“ gelten. „Erst wer Amérys Fiktionen kennt, kennt Améry wirklich“, schreibt seine Biographin, Irene Heidelberger – Leonard. Stimmt!