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"Die Riesenzwerge" von Gisela Elsner

Montag 23.Juni 2008/ 20.00 Uhr
„Die Riesenzwerge“  von Gisela Elsner
mit: Nina Petri, Dietmar Mues, Angelika Thomas, Karin Winkler und und und......

Gisela Elsner: Sie galt als „Meisterin des Bösen Blicks“. Sie hat „ das Alltagsleben der Nachkriegszeit als Automatenspiel mit Horrorpuppen“ geschildert. Ihre Prosa, „die gleichwohl amüsieren und erschrecken kann, die aus dem Komischen ins Schreckliche kippt“ - arbeitet mit „Lupengenauigkeit“, mit exakter Nahaufnahme.
Die vom kleinen Lothar verständnislos beobachteten Eltern, der alles dominierende Oberlehrer Leinlein und dessen verhuschte Gattin führen ein Leben in Pflichtbewusstsein, Akkuratesse und Anstand. Sie sind „Riesenzwerge“, also bundesdeutsche Kleinbürger, hinter deren Fassade sich ein Abgrund menschlichen Verfalls auftut. Die Liebesfähigkeit, die Einfühlung, die Milde, das augenzwinkernde Einverständnis mit unser aller menschlichen Schwäche – das war die Sache der Elsner nicht (was man Frauen selten verzeiht).

Man hat ihr reichlich zurückgezahlt: eine exzentrische, nervende Person sei sie gewesen. Ein Ekelpacket. Eine rechthaberische Verliererin, die sich in eine unappetitliche Negativität verbissen habe. Außerdem sah sie aus wie eine Weltraum-Spinne, soff unmäßig, rauchte Kette, aß nicht ordentlich, war tablettensuchtig, konsumierte Rauschgift – und ließ sich mit den Kommunisten ein. Und dann noch, 1992, Selbstmord durch Sprung aus dem Fenster!

„Ein solches Ende hat die Poetin Ingeborg Bachmann endgültig zum Engel gemacht, die Prosaikerin Gisela Elsner endgültig ins Vergessen gestoßen.“

Sie da raus zu holen lohnt:“Die eigentümliche Tendenz der Elsnerischen Phantasie, scheinbar Harmloses so zu sehen..., das unversehens Bösartiges, ja Bestialisches daraus hervor schaut, bleibt nach wie vor zu bewundern.“(Günter Blöcker)