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"Heute leider Konzert"

Vers- und Kaderschmiede
„heute leider Konzert“ – 20. September 2004
Dietmar Mues, Jochen Distelmeyer, Daniel Kempin, Lisa Politt, Rocko Schamoni, Gunter Schmidt, Dieter Glawischnig

Prosa von Georg Kreisler, unterbrochen von 10 Chansons

„Alles, was ich schreiben kann, kommt von einem Protest her. Ich kann mir nicht vorstellen, etwas zu schreiben, was ohne Protest ist. Gegen das Gegenwärtige“.
Georg Kreislers Methode seines Protestes ist es, scheinbar harmlos, bieder, gemütlich daherzukommen und dadurch die Grausamkeit des Biederen zu enthüllen. Damit macht man sich zwei Sorten von Feinden:
-„Meine Sachen werden noch heute zensiert…. Mir geht der Ruf voraus, staatsgefährdend zu sein… ich nehm’s als Kompliment“
- „Man rechnet mich oft klein. Ach, das ist der ‚Taubenvergifter’, na ja.“
Dietmar Mues wird aus drei Kreisler – Büchern („heute leider Konzert“, „Mein Heldentod“, „Lola und das Blaue vom Himmel“) lesen und sich höchst freiwillig von rund zehn Chansons unterbrechen lassen. Dass die Künstler aus höchst unterschiedlichen ‚Ställen’ kommen – Daniel Kempin als Entdecker jiddischer Lieder, Jochen Distelmeyer als Sänger von ‚Blumfeld’, Rocko Schamoni als ehemaliger Dorfpunk und heutiger Poplinker, Lisa Politt und Gunter Schmidt mit einem Schrank voller Kreisler Chansons – sollte besonders reizvoll sein. Dieter Glawischnig wird am Flügel wie immer - also gefragt und ungefragt - seinen Senf dazu geben.
Georg Kreisler musste 1938 vor den Nazis fliehen („als ich sechzehn Jahre alt war, ging das Klavierspielen noch recht gut, aber kurz danach mussten wir nach Amerika….und ich musste Jude üben, statt Klavier“), er wurde US – Staatsbürger, trat in die US – Armee ein und verhörte deutsche Offiziere und Göring. Später arbeitete er mit Charlie Chaplin und Hanns Eisler, spielte in Hinterhofbars und kehrte 1955 nach Europa zurück.
Dass der größte Dienst, den man seinem Vaterland erweisen könne, darin besteht, es abzuschaffen, ist eine Bilanz seiner Erfahrungen. Und auch für die Kunst hält er einen Tipp bereit: „Wie schön wäre Wien ohne Wiener, wie schön wäre die Kunst ohne die Leute, die behaupten, sie zu fördern.“