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Preisverlgeich - Thomas Bernhard übertreibt

Montag 12.4.2010., 20 Uhr

BURGHART KLAUSSNER; NINA PETRI:  PREISVERGLEICH - Thomas Bernhard übertreibt

Eine Kostprobe:

"Mehrere Zeitungen hatten die Meldung, daß ich den österreichischen Staatspreis bekomme, so aufgemacht, als handelte es sich um den Großen Staatspreis, während es doch der mich demütigende Kleine gewesen war ... Aber so sehr ich auch von dem Gedanken, in das Ministerium hineingehen und mir den Kleine Staatspreis abholen zu müssen, gewürgt worden bin, es rettete mich doch die Tatsache, daß auch dieser Kleine Staatspreis mit einer Geldsumme verbunden war ..., die ich, der ich über alle meine Köpfe verschuldet gewesen war, dringend gebraucht habe.

Insgeheim dachte ich, daß die Jury sich mir gegenüber eine Unverschämtheit erlaube, mir den Kleinen Staatspreis zu geben, wo ich mich doch, wenn überhaupt, was auch damals schon die Frage gewesen war, selbstverständlich nur für den Großen Staatspreis präpariert fühlte und nicht für den Kleinen, daß es meinen Feinden in der Jury also ein teuflisches Vergnügen sei, mich mit dem von ihnen mir an den Kopf geworfenen Kleinen Preis von meinem Podest zu stürzen...
Diese vielen zwanzigjährigen und zweiundzwanzigjährigen und fünfundzwanzigjährigen modisch gekleideten Hörspielschreiber, die ich auf der Straße getroffen habe, waren alle Staatspreisträger. Sie taten so, als hätte ich erst jetzt ihre Weihen empfangen. Das wurmte mich."