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"Die Würde des Lügens"

Vers- und Kaderschmiede, Montag, 5. November 2007

Monica Bleibtreu, Dietmar Mues, Joachim Zelter:
DIE WÜRDE DES LÜGENS (von Joachim Zelter) 

Die Großmutter hat nur einen sehnlichsten Wunsch: der Enkel möge ein Genie, ein Wunderkind sein. Er möge, was ja schon im 'von und zu' zwischen Vor- und Nachname angelegt ist, verkörpern: die Spitzenstellung, die Bewunderung durch die Mäßigen, Gemäßigten und Mittelmäßigen. Und wenn der Enkel dafür nicht geschaffen ist? Tut er dann nicht gut daran, alles zu unternehmen, Oma die Projektionen nicht zu zerstören?

Klar:“Ehrlich währt am längsten“ sagt man und zu „immer Treu und Redlichkeit“ wird geraten. Dass er Lüge und Unehrlichkeit hasse, schreibt jeder Prominente in jeden Fragebogen jeder Zeitschrift. ABER: wenn die Lüge die Großmutter glücklich macht, die Wahrheit über ihren Enkel und die sonstige Welt sie verbitterte, dann muss auch das bedacht sein... 
Monica Bleibtreu und Dietmar Mues ziehen, wie alle großen Schauspieler, eine gute Illusion einer schlechten Realität vor. Da passt der Stoff:“ein erzählerisches Meisterwerk, das der Fabulierkunst orientalischer Kaffeehäuser in nichts nachsteht“. Der Autor sei „verspielt wie Jean Paul und geistreich wie Oscar Wilde (FAZ); seine „rhythmisch ausgefeilte Prosa erzeuge eine „Lawine, die als Schneeball beginnt und den Leser schließlich, immer größer werdend, mit sich reißt“. 
Joachim Zelter hat, speziell für diesen Abend, eine dialogische Fassung erarbeitet. Geboten wird weit mehr als eine Lesung, bei der die Vortragenden manchmal am Wasserglas nippen. Eher etwas, das vom Schneeball zur Lawine wird.

http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/21/956829.html